Gemeinschaft
Die IGMG-Sommerkurse 2009
19. August 2009Der Großteil der Muslime in Europa sind Migranten bzw. hat einen Migrationshintergrund. Dieser Hintergrund macht sich insbesondere bemerkbar, wenn die Sommerferien nahen und sich zahlreiche Familien auf den Weg in ihre ursprünglichen Heimatländer machen, um ihre Verwandten zu besuchen oder einfach nur Ferien zu machen. Die IGMG-Sommerkurse stellen indes eine Alternative für diejenigen Kinder und Jugendlichen dar, die ihre Ferien aus verschiedenen Gründen nicht im Ausland verbringen können.
Obwohl muslimische Kinder und Jugendliche in einer multikulturellen Gesellschaft leben und einen wichtigen Teil der Gesellschaft ausmachen, können sie die vorhandenen Bildungschancen nicht zu Genüge nutzen. Ein fehlender Baustein ihrer Bildung ist der Islamische Religionsunterricht. Auch wenn der Religionsunterricht im deutschen Grundgesetz verankert ist und auch wenn, die religiöse Erziehung ein Grundrecht ist, wird seit Jahren nur darüber gesprochen und diskutiert – nur kommt es zu keinem Ergebnis. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, wenn man mit der Zeit ins Grübeln kommt, was das Verhältnis von Glauben und Identität ausmacht. Um genau einem solchen Zwispalt entgegenzuwirken, um also zu verhindern, dass unsere Kinder und Jugendlichen in einen Zwiespalt zwischen ihrer eigenen Identität und ihrem Leben in einer nichtmuslimischen Gesellschaft geraten, bietet die Bildungsabteilung der IGMG ihre Sommerkurse an. Muslimische Kinder und Jugendliche sollen Selbstvertrauen gewinnen, ihre muslimische Identität entdecken und stärken. In diesem Sinne arbeiteten auch dieses Jahr Eltern, Betreuer und Lehrer Hand in Hand.
In den Sommerkursen der IGMG erhalten Kinder und Jugendliche Religionsunterrichtet, entprechend ihrem Alter und schulischen Stand und mittels pädagogisch und didaktisch an ihr Niveau angepasster Methoden. Hierbei kommen die Materialien zum Einsatz, die die IGMG-Bildungsabteilung erarbeitet hat.
Neben den muttersprachlichen Kursen gibt es auch solche in der Landessprache. Dadurch wird den Kursteilnehmern auch ermöglicht, sich in ihrer Landessprache über Themen bezüglich ihrer Religion zu unterhalten und sich zu erklären. Das alleinige Auswendiglernen von Wissen kann nicht richtig sein und ist nicht ausreichend.
Türkisch ist wichtig
In diesem Jahr wurde das Augenmerk auf die Muttersprache gelegt. Daher wurde der Unterricht nicht nur in der Landessprache des jeweiligen Landes abgehalten. Als Menschen, die in Europa leben und einen nichteuropäischen Hintergrund haben, sollte man seine Wurzeln und Sprache vergessen. Die Muttersprache ist nicht nur Teil der Identität, sondern ermöglicht beispielsweise auch, den Kontakt zu den eigenen Verwandten und Bekannten in verschiedenen Teilen Europas aufrecht zu erhalten. Desweiteren ist es für die Kinder einfacher eine andere Sprache zu lernen, wenn man die eigene Sprache bzw. die Muttersprache gut beherrscht. Aus diesem Verständnis heraus lernen die Kursteilnehmer nicht nur in ihrer Muttersprache, sondern auch die Sprache selbst.
Soziale Beziehungen und Solidarität
Im Laufe seines Lebens durchlebt der Mensch verschiedene Etappen. Er knüpft neue Freundschaften und macht Erfahrungen. Um den Kindern und Jugendlichen diese Abschnitte des Lebens zu erleichtern, wird das Fach „Adab-ı Muhaseret“ (Gutes Verhalten) unterrichtet und praktiziert.
In diesem Unterrichtsfach wird ihnen beigebracht, dass man die Menschen, mit denen man zusammenlebt, mit Respekt behandeln muss. Der Respekt sollte gegenüber den Eltern, Freunden, Erziehern, älteren und jüngeren Menschen erwiesen werden. Von Zeit zu Zeit wurden haben die Kinder und Jugendlichen auch Theaterstücke oder kurze Sketche über diese Themen gespielt.
Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt, der bei den Sommerferienkursen zur Geltung kommt, ist, dass sich die Kinder und Jugendlichen aus verschiedenen Regionen eines Landes treffen, ohne einander zu kennnen. Durch diese Zusammenkunft lernen sie miteinander umzugehen, etwas gemeinsam zu unternehmen und Freundschaften zu knüpfen. So können Bekanntschaften entstehen, die widerum zu Freundschaften werden können.
Allein das Vorbereiten des Essens oder das Abbräumen der Tische in Gruppen macht hier viel aus. Die Kinder und Jugendlichen verinnerlichen somit die vom Propheten Muhammad (saw) gemachten Äußerungen wie „Der beste Mensch unter den Menschen ist derjenige, der der Menschheit am nützlichten ist.“ Außerdem wird den Kindern und Jugendlichen somit beigebracht, dass solche Arten von Handlungen einem Gottesdienst gleichkommen.
Es ist erfreulich, oft zu beobachten, wenn die Eltern und Betreuer sich über die Entwicklung des Kindes oder Jugendlichen freuen. Man bemerkt diese Verhaltensänderungen insbesondere am Umgang mit Freunden und Betreuern. Das Ziel, welches durch diese Erziehung verfolgt wird, ist, das selbstbewusste und respektvolle Auftreten eines jeden zu fördern. Die Teilnehmer selbst sollen durch die erworbenen Kompetenzen ihre sozialen Kontakte aufbauen und pflegen. Weiterhin wird den Kindern und Jugendlichen angeraten, den Wert einer guten schulischen Bildung zu erkennen und entsprechend zu handeln.
Die Vorbereitung auf die Bildungssaison 2009-2010
Auch wenn die Sommerkurse keine Nachhilfekurse sind, wird doch großer Wert auf die Vermittlung der Wichtigkeit der Schule und Bildung gelegt. So sollen die Teilnehmer motiviert werden, die schulische Bildung gewissenhaft anzugehen. Es wird ihnen ferner die Berufswelt vorgestellt. Für Schüler mit Problemfächern werden jedoch auch Nachhilfemöglichkeiten angeboten, die in Zusammenarbeit mit Studentinnen und Studenten aus der Jugend- und Frauenabteilung organisiert werden.
Sport und Erholung
In den Anlagen, in denen die Sommerkurse stattgefunden haben, wurden auch Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung angeboten. Es wurde gewährleistet, dass neben den Ausflügen genügend weitere Zeit für Spiel und Spaß geboten wurde.
Die Sommerkurse können nur einen Teil der Erziehung abdecken und müssen mit den Bildungsmöglichkeiten in den Moscheen erweitert werden. Nur so kann eine selbstbewusste Jugend erzogen werden. Außerhalb der Sommerkurse haben hierbei vor allem die Eltern und Moscheen eine wichtige Rolle. (ke)