Freitagspredigt
Die Erziehung des Nafs
09. März 2023Verehrte Muslime!
Das Leben ist eine Prüfung. Manchmal in Form von Angst oder Sorge, Verlust oder Krankheit, Not oder Armut. Die größte Prüfung von allen ist die Prüfung mit unserem Nafs. Unser Prophet ﷺ nannte sie deshalb den „großen Dschihad“. Der Prophet Yûsuf (a) sagte: „Und ich spreche mich nicht selbst frei. Die Seele gebietet gewiss mit Nachdruck das Böse, außer, dass mein Erhalter sich erbarmt. Mein Erhalter ist allvergebend und barmherzig.“[1]
Liebe Geschwister!
Allah möchte, dass wir uns seiner Gaben bewusst sind und gewissenhaft mit ihnen umgehen. Unser Nafs jedoch kennt keine Grenzen. Natürlich können wir Dinge nutzen und genießen; dafür sind sie da. Aber wir dürfen uns nicht von unseren Trieben leiten lassen. Denn nur wer sich unter Kontrolle hat, kann Frieden und Ruhe finden. Im Koran heißt es: „O du Seele, die du Ruhe gefunden hast, kehre zu deinem Erhalter zufrieden und mit Wohlgefallen zurück. Tritt ein unter meine Diener, und tritt ein in meinen (Paradies)Garten.“[2]
Verehrte Muslime!
Allah hat den Menschen immer wieder deutlich gemacht, dass man die weltliche Prüfung verliert, wenn man seinen Trieben folgt. Deshalb hat er immer wieder Propheten entsandt. Die Wünsche und Begierden des Nafs haben kein Ende. Es ist wie ein Fass ohne Boden.
Richtet man sein Leben nach dem Nafs, wird man niemals echte Glückseligkeit finden. Unser Prophet ﷺ sagte: „Klug ist, wer seinen Nafs kontrolliert und für das Leben nach dem Tod arbeitet. Naiv ist, wer seinen Nafs seinen Gelüsten überlässt und (trotzdem) von Allah Erlösung erhofft.“[3]
Liebe Geschwister!
Wir stehen kurz vor dem Ramadan. Lasst uns über die vergangene Zeit nachdenken und unseren Zustand reflektieren. Welche schlechten Gewohnheiten sollten wir uns abgewöhnen? Worin sind wir nachlässig und wo verschwenderisch? Wie sieht es mit unserer Beziehung zu Allah und seinem Propheten aus? Werden wir unserer Verantwortungen gegenüber unserer Familie und anderen Menschen gerecht?
Verehrte Muslime!
Es ist Zeit für Tawba. Lasst uns auch unseren Verstand und unser Herz beleben, durch den Koran, durch Zikr, Tafakkur und Ibâdas. Lasst uns Allah um Vergebung bitten, falls wir uns von ihm entfernt haben, und lasst uns ihm durch unsere Gebete wieder näherkommen. Lasst uns unsere Familie und Freunde um Vergebung bitten, falls wir sie verletzt haben, und die Herzen der Älteren zurückgewinnen. Lasst uns unsere Gebete in der Gemeinschaft verrichten. Der Weg, sich von Sünden, Fehlern abzuwenden, ist, sich guten Taten zu widmen, eine gute Gemeinschaft zu haben und Allahs Wohlgefallen anzustreben.
Unser geliebter Prophet ﷺ sagte in seiner Abschiedspredigt: „Ein Mudschâhid ist jemand, der auf dem Wege des Gehorsams gegenüber Allah mit seinem Nafs kämpft.“[4]
[1] Sure Yûsuf, 12:53
[2] Tirmizî, Kiyâma, 25/2459
[3] Ahmad ibn Hanbal, VI, 22
[4] Muslim, Musâfirîn, 201
Hutba-Arabisch