Pressemitteilung
Botschaft des IGMG-Vorsitzenden anlässlich der Berât-Nacht
05. August 2009„Die Berât-Nacht hat vor allem für türkische Muslime eine besondere Bedeutung. Deshalb wird sie als „Mubârak„ (gesegnet) bezeichnet. Da sich die Muslime in dieser Nacht die Befreiung von ihren Sünden erhoffen, nennt man sie „Berâet„ (Reinigung), und weil ihnen Barmherzigkeit widerfährt, trägt sie auch den Namen „Rahma„ (Barmherzigkeit). Ferner wird diese Nacht auch mit „Sak“ (Bescheinigung, Urkunde) bezeichnet, weil diejenigen Gläubigen, die sie gebührend nutzen, zu den aufrichtigen Gläubigen gezählt werden und metaphorisch „geistlich beurkundet“ werden.
Diese Nacht unterscheidet sich von anderen Nächten. Gott sendet in ihr seine Engel auf die Erde, um die Gläubigen bei ihren Gottesdiensten zu unterstützen. Diese Nacht ist die Nacht der Einsicht, der Vergebung und der Nachsicht. Die Gottesdienste, die in der Berât-Nacht verrichtet werden, haben einen ganz besonderen Wert.
In dieser Nacht gibt Gott dem Propheten die Erlaubnis zur Fürbitte. Gemäß den Ahadîth können diejenigen, die ihre Eltern nicht achten, sich mit Zauberei beschäftigen, Hass gegenüber anderen empfinden und an schlechten und nachteiligen Angewohnheiten festhalten nicht von dem Segen dieser Nacht profitieren.
In unserer Zeit, in der die geistigen Bedürfnisse des Menschen immer weniger Beachtung finden und sich immer mehr Menschen in vielerlei Sünden verstricken ist die Berât-Nacht wahrlich eine Nacht der Befreiung und Reinigung.
Daher müssen wir diese Gelegenheit gut nutzen.
Denn in einer Welt wie wir sie haben, mit solchen Missständen und in denen Menschen sich gegenseitig unterdrücken, machen sich diejenigen, die dabei bloß zusehen genauso verantwortlich wie die Täter selbst. Daher bedarf es umso mehr der Bereinigung und Vergebung. Auch in der islamischen Welt ist dies der Fall.
Vor uns liegt nun eine Gelegenheit, den richtigen Weg einzuschlagen. Denn in dieser Nacht wird bestimmt, was dem Einzelnen im folgenden Jahr widerfahren wird und ob er schon zu denen gehören wird, die diese Welt verlassen werden. Auch wenn jemand vielfältige Pläne gemacht hat – sei es mit guter oder schlechter Absicht -, kann es sein, dass er schon zu denen gehört, deren Leben nicht mehr lange andauern wird. Vor diesem Hintergrund muss man sich immer wieder fragen, ob sich Feindschaft, Hass und Zorn überhaupt lohnen. Sollte man nicht viel eher den Worten des Propheten horchen, die uns von Aischa (ra) überliefert wurden und über diese besondere Nacht und dessen Freudenbotschaft aufklären? Muhammad (saw) sagte:
„Am frühen Abend des fünfzehnten Tages des Monats Schabân kam Gabriel (Dschabrâîl) zu mir und sagte: «O Muhammad, hebe deinen Kopf zum Himmel.» Ich fragte ihn: «Was für eine Nacht ist diese Nacht?» Gabriel antwortete: «In dieser Nacht öffnet Allah dreihundert seiner Tore der Barmherzigkeit. Bis auf Götzenanbeter (Muschrikûn) vergibt er fast jedem, außer Zauberern (Kâhin), denen, die ständig Alkohol trinken, Zinsen (Ribâ) nehmen, Ehebruch (Zinâ) begehen und Hass pflegen. Diesen vergibt Allah nicht bis sie bereuen (Tawba).»„
„Wenn die Mitte des Monats Schabâns (Berât-Nacht) kommt, verbringt eure Nächte mit Gebeten und eure Tage mit Fasten. Nach Sonnenuntergang steigt Allah zum Himmel hinunter und sagt: «Gibt es niemanden, der mich um Verzeihung bitten möchte, damit ich ihm verzeihe? Gibt es niemanden, der Gaben von mir möchte, damit ich sie ihm gebe? Gibt es niemanden, der Genesung (Schifâ) von mir möchte, damit ich sie ihm gebe?»“
„Der Gesandte Allahs sagte: In der Mitte des Monats Schabân steigt Allah zum Himmel hinunter und vergibt soviele Sünden wie die Anzahl der Haare der Schafsherde des Kalb-Stammes.“
Wie glücklich sind doch diejenigen, denen Vergebung widerfährt!
Selbstverständlich dürfen wir die Berât-Nacht nicht nur mit persönlichen Bittgebeten verbringen. Angesichts des näher rückenden Ramadan sollten wir nach Wegen suchen, innerhalb der Gesellschaft in Freundschaft miteinander zu leben und uns gegenseitig zu unterstützen und zu helfen, um auf diese Weise Feindschaft durch Freundschaft, Vorurteile durch Wissen, Ungeduld durch Geduld, Einsamkeit durch Gemeinsamkeit, Hass durch Liebe und Egoismus durch Opferbereitschaft zu ersetzen. Wir sollten persönliche Interessen und den eigenen Vorteil in den Hintergrund rücken um Werte wie Rechtschaffenheit, Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit in unseren Beziehungen zu anderen Menschen in den Vordergrund stellen zu können. Etwaigen Konflikten sollten wir mit Verständnis und Nachsichtigkeit vorbeugen und es sollte möglich sein Fehler ohne Weiteres zu vergeben.
Wir Muslime glauben daran, dass ein solches Verhalten und der dadurch entstehende Frieden ein Vorgeschmack auf das Paradies ist. Bei der Umsetzung dieses Vorhabens kommt der Ramadan sehr gelegen, denn durch die Hilfskampagnen während des Ramadan erhalten wir die Möglichkeit unseren Geschwistern überall auf der Welt unsere Hand zu reichen. Jede Gemeinde sollte sich daher gut auf den Ramadan vorbereiten, um somit die verdienstvollen Leistungen unserer Moscheen so vielen Menschen wie nur möglich zugänglich zu machen.
In diesem Sinne möchte ich all unseren Geschwistern eine segensreiche und Frieden bringende Berât-Nacht wünschen. Möge diese Nacht Anlass und Antrieb für Zusammenhalt in der islamischen Welt sein und der gesamten Welt Frieden und Eintracht bringen.“
Yavuz Çelik Karahan
Vorsitzender der IGMG