Freitagspredigt
Hutba – Die Abrechnung mit dem Nafs
11. Dezember 2008Verehrte Muslime,
die Auseinandersetzung mit sich selbst und die Kontrolle des Egos bezeichnen wir als „Abrechnung mit dem Nafs“. Es bedeutet Bilanz zu ziehen in bezug auf sich selbst, seinem Daseinsgrund, seine Verantwortungen und seinen Imân sowie seine Taten auszuwerten. Die gelegentliche Abrechnung mit dem Nafs, ist für das Glück des Menschen im Diesseits und Jenseits unumgänglich. Denn sofern sich jemand kontrolliert und mit sich selbst abrechnet, wird im Einklang mit sich selbst und der Gesellschaft sein und die Grundrechte anderer achten. Eine Gesellschaft, die aus solchen Menschen besteht, wird eine intakte Gesellschaft sein.
Verehrte Geschwister,
in der Abrechnung mit dem Nafs, sollte das Gewicht auf den begangenen Sünden liegen und es sollten die Gründe, die dazu führten, untersucht werden. Wir sollten nicht vergessen, dass die Gründe für die Sünden im Vergessen des Jenseits, in der Hinwendung zu den Gelüsten, in der Zeitverschwendung und in der Abwendung von Allahs Versen liegen. Es sollte stets bedacht werden, dass Allah jedes Verhalten überwacht und uns eines Tages für jede kleine Tat zur Verantwortung ziehen wird.
Verehrte Muslime,
Bei der Abrechnung mit dem Nafs sollten wir den Tod und den Tag des jüngsten Gerichts immerzu vergegenwärtigen und unser Verhalten danach ausrichten. Allah gebietet diesbezüglich: „O ihr, die ihr glaubt! Ihr seid nur für euch selbst verantwortlich. Wer irrt kann euch nicht schaden, solange ihr rechtgeleitet seid. Zu Allah kehrt eure Heimkehr allzumal, und dann wird Er euch verkünden, was ihr getan habt.“ [5:105] Umar (ra) berichtet: „Der Gesandte Allahs (saw) hielt mich an der Schulter und sagte: „Sei wie ein Reisender auf Erden.“ Des Weiteren empfahl Umar (ra): „Erwarte nicht den Morgen, wenn du den Abend erreichst und erwarte nicht den Abend, wenn du den Morgen erreichst. Bereite dich auf die Krankheit vor, solange du gesund bist. Bereite dich auf den Tod vor, solange du lebst.“(Buchârî, Rikak 2; Tirmizî, Zuhd 25, (2334)
Verehrte Muslime,
Wir sollten uns bei der Abrechnung mit dem Nafs fragen, welche guten Taten wir für uns selbst, für unsere Familienmitglieder, unsere Verwandten und Nachbarn oder gar für die Gesellschaft vollbringen. Auch sollten wir uns fragen, welche schlechten Taten wir ausüben. All diese Taten müssen wir überdenken, so dass die guten Taten sich vermehren und die schlechten Taten wieder gut gemacht werden. Der Prophet (saw) ermahnte uns diesbezüglich: „Ein kluger Mensch rechnet mit seinem Nafs ab und strengt sich für das Jenseits an, ein schwacher Mensch hingegen verfällt seinem Nafs und bittet Allah um Unmögliches.“ (Ibni Mâdscha, Zuhd, 31 (II, 1423, 1424) Der folgende Gedanke sollte uns stets begleiten: „Wenn uns der Tod in diesem Augenblick überkommt, werden wir mit unseren Taten Rechenschaft bei Allah ablegen können?“ Die Beantwortung dieser Frage ist recht schwierig und nur im Falle einer Abrechnung mit uns selbst können wir eine Antwort auf die Frage finden und dementsprechend Vorbereitungen treffen. Denn wir werden für alles zur Verantwortung gezogen, für erwünschte Taten, die wir jedoch nie vollbrachten und ebenso für unerwünschte, aber nie vollbrachte Taten. Umar (ra) ermahnt uns mit den Worten: „Rechnet mit euch ab, bevor mit euch abgerechnet wird!“ Am Ende der Hutba möchte ich ihnen den folgenden Hadîth nahelegen: „Am Tag des jüngsten Gerichts wird Allah dem Menschen diese Fragen stellen: Wo und auf welche Weise er sein Leben verbracht hat, wie er seinen Lebensunterhalt verdient und wie er es ausgegeben hat, wo er seinen Körper abgenutzt hat.“ (Buchârî, Daavât, 4 (VII, 145, 146)
Ich möchte auf einen letzten Punkt eingehen. Wir haben diese Woche das Opferfest begangen. Ihre Opfertierspenden haben im Rahmen der Opfertierkampagne der IGMG die Bedürftigen in Indonesien, China, Indien, Afrika und weiteren Ländern erreicht. Die ehrenamtlichen Helfer der Opfertierkampagne überbrachten ihre Opfertierspenden und kamen mit Bittgebeten und Grüßen zurück. Möge Allah ihr Opfer und den diesjährigen Hadschreisenden ihre Hadsch annehmen.
IGMG-Irschadabteilung