Freitagspredigt
Hutba- Die Miradsch-Nacht
18. August 2006Verehrte Muslime,
die Nacht des 20. Augusts vom Sonntag auf den Montag ist die Miradsch-Nacht, die Nacht an dem unser Prophet (saw) zum Himmel aufstieg. Auch wenn wir in diesen Tagen mit Betroffenheit und Trauer Zeuge werden, wie in den heiligen Stätten Tränen und Blut vergießt wird, so hoffen wir, dass die Botschaften und Geschenke, die der Prophet (saw) in dieser Nacht empfang, für alle Unterdrückten und Opfer ein Trost und eine Freude sein wird, wie es für die Muslime in der Frühzeit wurde.
Aus diesem Grund beten wir noch einmal dafür, dass um die heilige Al Aqsa-Moschee herum die Unterdrückung ein Ende findet und das dort der Frieden gewährleistet wird. Ich wünsche allen Muslimen und der Menschheit eine gesegnete Miradsch-Nacht und hoffe, dass diese Nacht Frieden und Segen mit sich bringt.
Verehrte Brüder und Schwestern,
die Miradsch-Nacht spielte sich 17 Monate vor der Hidschra (Auswanderung) ab und ist nach dem Koran das zweitgrößte Wunder unseres Propheten (saw). Die Phase der Isra, also die Nachtreise von Mekka nach Jerusalem, wird im Koran folgendermaßen erklärt: „Gepriesen sei Der, Der seinen Diener des Nachts von der Haram-Moschee zur Aqsa-Moschee führte, deren Umgebung Wir gesegnet haben, um ihm einige von Unseren Zeichen zu zeigen. Wahrlich, Er ist der Allhörende, der Allsehende“ (Sura Al- Isra 1)
Die zweite Phase der Miradsch, der Aufstieg von der Aqsa-Moschee zum Himmel, wird in der Sura An-Nadschm beschrieben: „ Wollt ihr ihm denn bestreiten, was er sah? Und wahrlich, er sah ihn noch ein zweites Mal Bei dem Lotosbaum am äußersten Ende Neben dem Garten der Geborgenheit, Als den Lotosbaum verhüllte, was ihn verhüllte. Da wich der Blick nicht aus, noch schweifte er ab. Wahrlich, er sah einige der größten Wunder seines Herrn! (An-Nadschm 12-18)
Die Koranausleger erklären, dass die im Vers beschriebenen Ereignisse, auf die Miradsch hindeuten. Einer der großen Korankommentatoren sagte folgendes über die Miradsch: „Diejenigen, die die Allmacht des Herrn kennen und die die Sendung des Propheten (saw) verstehen, empfinden keine Merkwürdigkeiten an dieser Nacht. Was uns als unvorstellbar vorkommen mag, ist für Allah teala dem Allmächtigen hingegen recht einfach zu bewältigen.“
Verehrte Gläubige,
unsere Hutba werde ich jedoch nicht darauf verwenden, die Details dieser Wunder wiederzugeben, sondern darauf, uns die Bedeutung und die Lehren, die aus der Isra und Miradsch gezogen werden können, darzulegen.
Isra und Miradsch ereigneten sich zu einer Zeit, in der Unterdrückungen und Diskriminierungen den Höhepunkt erreichten. Unser Prophet (saw) hatte seine zwei Unterstützer verloren: seine Gattin Hatidscha und seinen Onkel Abu Talib. Sein Gang nach Taif war für ihn eine weitere herbe Enttäuschung. Der Druck und die Verfolgung der Muschrikun erreichten einen Punkt, dass er sich in einer lebensgefährlichen Lage befand. Allah teala nahm seinen in Bedrängnis geratenen Propheten in solch einer Zeit zu sich, um ihn zu trösten und Mut zu machen. Er zeigte ihm seine Wunder und wies ihn darauf hin, dass er sich keine Sorgen um diese Religion machen müsse, dass diese Religion Allah teala gehöre und Er sei es auch, der diese beschützen wird. Er solle ohne zu zögern seinen Weg weitergehen und nicht verzweifeln.
Die Miradsch bedeutet der Aufstieg eines menschlichen Wesens von der Hilflosigkeit in die Erhabenheit. Dieses Ereignis beweist uns, dass ein Mensch mit seinen Gebeten die Ebene der Engel erreichen, sogar diese Ebene überholen kann. Es ist ein Beweis für die Unbesiegbarkeit des Islams. Hauptsache man erfüllt die Vorraussetzungen des Glaubens und ist aufrichtig. Die Miradsch ist der Trost und die Erleichterung für alle Muslime, die in Schwierigkeiten und Not sind. Deshalb besteht kein Grund zur Hoffnungslosigkeit.
Einer der wichtigsten Geschenke und Beschlüsse, die es in dieser Nacht gab, ist das Gebet, welches fünfmal am Tag verrichtet werden muss. Das Gebet ist für die Gläubigen ein sehr bedeutender Gottesdienst und veranlasst, dass der Gläubige täglich fünfmal seinem Herrn gegenübersteht. Das Gebet wird vom Propheten (saw) als „ein Zeichen des Glaubens“ bezeichnet. (al-Adschluni, Kaschfu’l-Hafa, II, 39-40) In einem anderen Hadis heißt es: „Das Gebet ist die beste Wohltat und für Allah das Liebenswerteste.“ (al-Adschluni, II, 40)
Die Vorzüge, die unser Prophet (saw) während der Miradsch erreicht hat, erreichen die Gläbigen mit ihren Gebeten. Deshalb sagte der Prophet (saw): „Das Gebet ist die Himmelsreise der Gläubigen.“
So sollte ein Gläubiger, der anfängt zu beten, sich bewusst sein, dass er Allah teala gegenübersteht.
Liebe Geschwister!
Mögen wir an die Tatsachen, die in den letzten Versen der Sura Al-Baqara und in der Sura Al-Isra beschrieben werden, glauben und somit die Stufe der Wahrheitsbezeugenden erreichen. Als man Abu Bakr nach seiner Meinung zu der Miradsch fragte, antwortet er: „Hat er dies alles gesagt? Wenn er dies gesagt hat, dann bezeuge ich, das es die Wahrheit ist. Denn ich habe ihm selbst die Worte geglaubt, die ihr für unwahrscheinlich hält. Ich bin jemand, der an seine Botschaften vom Himmel glaubt!“
Damit wir auch die Stufe erlangen, die der Prophet durch die Miradsch erreicht hat, müssen wir uns im Glauben anstrengen und uns selbst in geeigneter Form zur Rechenschaft ziehen. Wir sollten uns vor schlechten Trieben und Überschreitungen fernhalten. In dem Sinne können wir diese heilige Nacht als Gelegenheit erfassen und uns für einen geistigen Aufstieg vorbereiten, bevor unser Leben im Diesseits ein Ende findet. Wir sollten die Miradsch in unserem Inneren spüren und mit unseren Gebeten und Wohltaten Allah teala erreichen. Wir beten erneut dafür, das alle Völker, ganz gleich welchem Glauben sie angehören, vor Unterdrückungen und Unrecht befreit werden. Insbesondere beten wir für unsere Geschwister in den islamischen Ländern, deren Leben, Wohl und Ehre mit Füßen getreten werden. Lasst uns zu unserem Herrn beten, damit diese gesegnete Nacht unseren geistigen Gehalt stärkt und wir noch weitere dieser heiligen Nächte erreichen.
IGMG Irschad-Abteilung