Gemeinschaft

Die IGMG-Hilfskampagne in Ostanatolien im Ramadan 2008

29. Oktober 2008

Elazig (2.-3. September 2008)

Am 2. September verließen wir nach dem Sahur-Essen Ankara und erreichten am Nachmittag die Stadt Elazig. Nach dem Nachmittagsgebet trafen wir Herrn Faik, den für die Organisation Zuständigen. Bis zum Iftar-Essen besichtigten wir die antike Stadt Harput. Danach legten wir uns zu Ruhe, um am nächsten Morgen um 9:30 Uhr die Proviantausgabe durchführen zu können. Am nächten Tag fuhren wir zunächst in einem Kleinbus zu dem Lager, wo sich die zu verteilenden Lebensmittel befanden und luden Mehlsäcke und Kisten mit Speiseöl auf. Die Verteilung führten wir in der Nähe der Stadt Harput durch. Herr Faiks Ehefrau, die für die Frauenabteilung zuständig ist, hatte alles organisiert und fuhr mit uns. Dort klingelten wir an den Türen und verteilten die Hilfspakete an die nach ihrer Bedürftigkeit ausgewählten Hilfebedürftigen. Von dort aus machten wir uns auf den Weg nach Diyarbakir. Nach einer durch Durchsuchungen an Kontrollstützpunkten und Straßenbauarbeiten erschwerten Fahrt kamen wir mit Allahs Hilfe in Diyarbakir an.

Diyarbakir (3.September 2008)

In Diyarbakir erwartete uns Adem Bark von der IHH Deutschland. Wir suchten unser Freund Feshi und seinen Sohn Mustafa in ihrem Möbelgeschäft auf. Sie waren für die Organisation der Verteilung zuständig. Nach Eintreffen der zu verteilenden Hilfspakete trugen wir sie in ein Lager, wo sich indessen die Hilfsbedürftigen versammelt hatten. Wir überreichten ihnen die Hilfspakete im Lager und fuhren anschließend zu den Häusern weiterer Hilfsbedürftigen, um auch ihnen die Lebensmittelpakete auszuhändigen. Diyarbakir ist im Vergleich zu den anderen Provinzen eine sehr große Stadt und hat dementsprechend viele bedürftige Menschen. Es ist schwer, jeden von ihnen mit Hilfspaketen zu erfreuen. In Diyarbakir wurde uns das Glück zuteil, Kinder mit Süßigkeiten zu beschenken, doch auch hier überraschte uns die große Anzahl der Kinder. Auf den Straßen gab es zahlreiche Kinder und in den Häusern genauso. Nach der Verteilung besichtigten wir einige Moscheen und Sehenswürdigkeiten der Stadt wie z. B die Hz. Umar Moschee, die Ulu Moschee, die Hz. Süleyman Moschee und die Festungsmauern. Im Komplex der Süleyman Moschee befinden sich die Gräber von 27 Gefährten des Propheten (saw). Das interessante an Diyarbakir sind die vielen Trinkbrunnen, aus denen selbst an heißen Tagen eiskaltes Wasser fließt. Dies versetzte uns in Staunen. Zum Iftar-Essen versammelten wir uns im Hause Fesih Beys, wo uns traditionelle Gerichte nach orientalischer Manier auf dem Boden serviert wurden. Das Tarâwih-Gebet verrichteten wir in einer Moschee in der Nähe des Hauses. Der Anblick der gefüllten Moschee erfreute uns sehr. Die Frauen beteten hinter einem Vorhang im Freien. Die Bewohner Diyarbakirs gehören der schafiitischen Rechtsschule an, die einige Unterschiede im Gebetsablauf vorweist. Eine weitere Besonderheit Diyarbakirs sind die Häuser, die bei einem Todesfall den Angehörigen des Verstorbenen zu Verfügung gestellt werden, damit diese dort den Koran rezitieren und Gebete verrichten können. Wir übernachteten in einem Hotel und verließen die Stadt nach dem Morgengebet in Richtung Bitlis.

Bitlis (4. September 2008)

In den frühen Morgenstunden erreichten wir die Provinz Bitlis, dessen Lage zwischen den Bergen an die heilige Stadt Mekka erinnert, die auch zwischen zwei Bergen liegt. In Bitlis sahen wir mehr als fünf Minaretten, aber wir konnten nicht ausmachen von welchen fünf in dem berühmten türkischen Volkslied über Bitlis die Rede ist. Es ist jedoch gewiss, dass Bitlis mit seinen alten Bauten und Moscheen eine sehenswerte Stadt ist. Die zwischen zwei Bergen liegende Stadt mit seinen außergewöhnlichen Bauten, in dessen Mitte ein Fluss durchfließt, an dessen Ufern alte Häuser liegen, kann mit wenigen Restaurationsarbeiten und Denkmalpflege zu einem Anziehungspunkt gemacht werden.

Ohne viel Zeit zu verlieren, trafen wir uns mit dem Team der Hilfsaktion. Es war ein glücklicher Zufall, dass an diesem Tag der Iftar-Bus der IHH Türkei ebenfalls in Bitlis gastierte. Nach einem kurzen Austausch und Planung machten wir uns mit einem kleinen Lastwagen auf den Weg, um die Hilfsgüter in den entfernt liegenden Ortschaften zu verteilen. Es mag sich etwas abgedroschen anhören, aber die Freude auf den Gesichtern der Kinder, denen wir Süßigkeiten verteilten, war äußerst sehenswert. Da die Landschaft sehr hügelig ist, fuhren wir bergauf und -ab und händigten einen Teil der Hilfsgüter eigenhändig aus. In einem Fall mussten wir das Auto stehen lassen und die Hügel rauf und runter laufen, um das Haus eines Bedürftigen zu erreichen. Als wir die Wohnstätte schließlich erreichten, fanden wir ein junges Mädchen vor dem Haus beim Koran lesen vor.  Wir warteten auf sie, damit sie die Seite zu ende lesen konnte, als ihre Mutter, die kaum türkisch sprach, an der Tür erschien. Wir überreichten die Lebensmittel, nahmen ihren Dank und ihre Grüße entgegen und verließen den Ort.

Mus (4. September 2008)

Am frühen Nachmittag desselben Tages erreichten wir Mus, wo uns ein Bruder empfing. Aydin Bey, der Zuständige für die Zeitschrift Anatolische Jugend, war mit der Organisation in Mus beauftragt und hatte bereits alles vorbereitet. Uns blieb einzig die Verteilung der Lebensmittelpakete an die bedürftigen Familien in Mus übrig. In der Zeit bis zum Iftar-Essen verteilten wir 30 Pakete an 30 Familien. Wir beauftragten Aydin Bey und sein Team diese Zahl auf 600 zu vervollständigen.

Nachdem wir unser Iftar-Essen im Zentrum von Mus zu uns genommen hatten, tranken wir in einem der zahlreichen Teestuben Mus' einen Tee bevor wir für das Tarâwih-Gebet eine zentrale Moschee aufsuchten. Anschließend begaben wir uns in Aydin Beys Haus, wo wir große Gastfreundlichkeit erfuhren.

Bingöl (5. September 2008)

Am nächsten Tag brachen wir früh am Morgen in Richtung Bingöl auf. Auch dort wurden wir von einem Hilfsteam empfangen, das bereits alles organisiert hatte. Wir begannen umgehend mit der Verteilung der Hilfsgüter in den umliegenden Dörfern. Erneut erfreuten wir die Kleinen auf den Straßen mit Naschereien. Nach der eigenhändigen Übergabe der Lebensmittelpakete an verschiedenen Orten, hielten wir auf dem Marktplatz eines kleinen Dorfes, wo sich die Dorfbewohner einfanden, um die Pakete entgegen zu nehmen. Schon nach kurzer Zeit füllte sich der Platz und wir sahen viele glückliche Gesichter. Die Süßigkeiten und das von Adem Hodscha vorbereitete Kleingeld erfreute die Kinder. Nach der Verteilung fuhren wir ins Zentrum von Bitlis, um in einer Moschee das Freitagsgebet zu verrichten. Mit einer beglückenden Zufriedenheit über das ordnungsgemäße Erfüllen unserer Aufgabe begaben wir uns anschließend auf den Rückweg.

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