Pressemitteilung
Islamische Gemeinschaft: Hanau bleibt eine offene Wunde
19. Februar 2025
„Die Opfer von Hanau sind unvergessen. Doch Gedenken allein reicht nicht. Ohne Gerechtigkeit wird Erinnerung zum leeren Ritual“, erklärt Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Anlass ist der fünfte Jahrestag des rassistisch motivierten Anschlags in Hanau am 19. Februar 2020. Ali Mete weiter:
„Fünf Jahre sind vergangen seit dem rassistisch motivierten Anschlag in Hanau, bei dem neun junge Menschen von einem Neonazi brutal ermordet wurden. Die Islamische Gemeinschaft gedenkt der Opfer, betet für sie und wünscht ihren Familien Geduld und Kraft. Die Hinterbliebenen verdienen nicht nur Mitgefühl, sondern auch Gerechtigkeit. Doch bis heute warten sie auf Antworten – und auf Konsequenzen.
Hanau war eine Zäsur. Ein Verbrechen, das auf tragische Weise verdeutlicht, dass rassistische Gewalt in Deutschland kein Einzelfall ist, sondern eine wiederkehrende Realität. Hanau steht in einer traurigen Kontinuität mit Solingen, Mölln, Rostock-Lichtenhagen oder der NSU. Mit Erschrecken müssen wir feststellen, dass die politische und institutionelle Aufarbeitung weiter lückenhaft bleibt.
Fünf Jahre nach Hanau gibt es keine personellen Konsequenzen. Kein einziger Verantwortlicher, weder aus der Politik noch aus dem Sicherheitsapparat, wurde benannt oder zur Rechenschaft gezogen, obwohl nachweislich Fehler gemacht wurden – Fehler, die Menschenleben gekostet haben.
Selbst eine Geste des Respekts war der Stadt nicht möglich: Die Hinterbliebenen haben sich ein Mahnmal an zentraler Stelle gewünscht – ein sichtbares Zeichen der Erinnerung. Abgelehnt. Stattdessen soll es an einem weniger frequentierten Platz stehen.
Die islamische Gemeinschaft teilt die Enttäuschung der Hinterbliebenen. Gedenken ist wichtig – aber es darf nicht zu einer folgenlosen Folklore werden. Erinnern heißt auch aufklären, Fehler benennen und Konsequenzen ziehen.“