„Die Wucht der Empathielosigkeit, mit der manche Politikerinnen und Politiker Menschen mit syrischen Wurzeln zur Heimreise auffordern, lässt tief blicken. Sie offenbart nichts Gutes“, erklärt Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Anlass ist die nach dem Sturz des Assad-Regimes entfachte Debatte nach Abschiebungen nach Syrien. Ali Mete weiter:

„Die Empathielosigkeit, die manche Politikerinnen und Politiker nach dem Sturz des Assad-Regimes offenbaren, macht sprach- und fassungslos. Forderungen nach Abschiebungen von Syrerinnen und Syrern, keine 24 Stunden später und noch während Menschen auf Straßen ihre Freude ausleben, lassen tief blicken: auf menschliche Mängel genauso wie auf politisches Unvermögen. Wer mit so einem moralischen und politischen Kompass unterwegs ist, kann dieser Gesellschaft nichts Gutes geben.

Viele der zur Rückkehr aufgeforderten Syrerinnen und Syrer sind seit zehn Jahren in Deutschland, haben inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft. Abgesehen davon, dass sie hier beruflich, kulturell und familiär längst verwurzelt sind, braucht Deutschland und die deutsche Gesellschaft sie: im Krankenhaus als Ärztinnen und Ärzte, im Altersheim als Pflegende oder auf dem sonstigen Arbeitsmarkt als Fachkräfte. Anstatt diese Menschen langfristig an Deutschland zu binden, sie emotional zu beheimaten, werden sie mit Rückkehrforderungen befremdet.

Dabei zeigt schon ein grober, oberflächlicher Blick nach Syrien, dass man zum jetzigen Zeitpunkt nicht über Rückkehr reden kann. Man sollte lieber hoffen und beten, dass die aktuellen, unvorhersehbaren Dynamiken in der Region nicht dazu führen, dass weitere Menschen aus ihren Heimatländern vertrieben werden. Vorschnelle Forderungen nach Abschiebungen nach Syrien sind daher nichts als Populismus nach rechts – ohne jedwede Aussicht darauf, dass sie realisiert werden könnten. Das lässt nichts Gutes erwarten für den anstehenden Wahlkampf.

Die Islamische Gemeinschaft appelliert eindringlich an die Politik, mit Weitblick und Verantwortung für alle Menschen in Deutschland zu handeln. Wer Rechtspopulismus sät, wird Rechtsextremismus ernten. Diese Formel ist schon immer aufgegangen, war jedes Mal brandgefährlich und hat Unheil über das Land und die Menschen gebracht.“