Pressemitteilung

Islamische Gemeinschaft: Chancenungleichheit in der Bildung ist ein Armutszeugnis

13. Mai 2024
Pressemitteilung

„Nirgendwo sind Chancenungleichheit so ausgeprägt und gut dokumentiert wie in der Bildung. Dass die Politik, dennoch nichts dagegen unternimmt, ist ein Armutszeugnis“, erklärt Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Anlass ist die am Montag vorgelegte IFO-Studie, wonach der Bildungserfolg maßgeblich vom Elternhaus abhängt. Ali Mete weiter:

„Es ist ein Armutszeugnis, dass der Bildungserfolg in Deutschland maßgeblich vom Elternhaus und ihrem Einkommen abhängt. Obwohl dieses Problem inzwischen seit Jahrzehnten bekannt ist, gibt es keine Maßnahmen, um diesem Missstand entgegenzuwirken. Das wiederum ist nicht nachvollziehbar. Dabei ist das Ausmaß der Ungleichheit der Bildungschancen nicht unumstößlich. Laut den Studienautoren könnten mit politischen Maßnahmen Kinder aus benachteiligten Verhältnissen gezielt gefördert werden.

Bei genauer Betrachtung sind vor allem Kinder aus Familien mit ausländischen Wurzeln von dieser systematischen Benachteiligung betroffen – aus zahlreichen naheliegenden Gründen. Ihre Eltern müssen oft unterhalb ihrer Qualifikationen arbeiten, was sich negativ auf die Familienkasse auswirkt. Das wiederum ist der Erhebung zufolge ein wesentlicher Faktor für den Bildungserfolg von Kindern.

Die Folgen dieser Ungleichheit prägen das gesamte Leben. Wer nicht das Gymnasium besucht, macht seltener Abitur; wer kein Abitur macht, verdient Monat für Monat deutlich weniger als Menschen mit der sogenannten ‚Reifeprüfung‘. Folge: Altersarmut.

Die Islamische Gemeinschaft beobachtet mit großer Sorge, wie immer mehr Familien mit Migrationsgeschichte im Alter gegen das Abrutschen in die totale Armut kämpfen. Dabei haben viele von ihnen ihr gesamtes Leben gearbeitet, in die Rentenkasse eingezahlt – aber eben nicht ausreichend verdient, weil sie oft im Niedriglohnsektor beschäftigt waren. Bei betriebsbedingten Kündigungen waren sie auch oft die ersten, die entlassen wurden, bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz hatten sie oft das Nachsehen.

Wie die jetzt vorgelegte Studie ein weiteres Mal belegt, haben auch die Kinder dieser Menschen das Nachsehen, weil wir ein Schulsystem haben, das Kinder früh selektiert nach dem Bildungs- und wirtschaftlichen Erfolg des Elternhauses. Dieser Teufelskreis gehört umgehend unterbrochen: mit gezielter Unterstützung von Eltern, Kindern und Schulen in herausfordernden Lagen, mit einer nachhaltigen Sprachförderung sowie Mentoring-Programmen für Menschen, die das deutsche Bildungssystem nicht kennen. Interessant ist auch der Vorschlag der Studienautoren, die Selektion in die Schulformen nach der fünften Klasse auf die siebte Klasse zu verlegen.“

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