Freitagspredigt
Takwâ: Gipfel der Ergebenheit
08. Februar 2024Verehrte Muslime!
Allah erschuf die Geschöpfe aus dem Nichts und erklärt uns den Grund unseres Lebens in folgendem Koranvers: „Und die Dschinn und die Menschen habe ich nur dazu erschaffen, dass sie Mir dienen.“[1] Wir Menschen befinden uns auf der Erde, um unseren Schöpfer kennenzulernen und nur ihm ergeben zu sein. Ein Zeichen dieser Ergebenheit ist Takwâ. Takwâ bedeutet „Allah fürchten“ bzw. „Gottesfurcht“. Wenn wir von Furcht sprechen, meinen wir nicht die Angst vor etwas Schrecklichem. Mit Takwâ ist die Furcht gemeint, jemanden zu kränken, den man liebt, also Allah. Mit Takwâ ist das besondere Bewusstsein gemeint, Allah gegenüber respektvoll zu sein. Demnach sagen die Gelehrten: Takwâ ist das „Verantwortungsbewusstsein gegenüber Allah“. Unserer Verantwortung kommen wir nach, wenn wir Allahs Wohlwollen erlangen. Takwâ zu haben, ist das Ziel jedes Muslims. Unsere Prüfung auf der Welt ist es also, ob wir Takwâ entwickeln oder nicht. Allah sagt im Koran: „O ihr, die ihr glaubt! Fürchtet Allah wie es sich gebührt, und sterbt nicht anders denn als Muslime.“[2]
Liebe Geschwister!
Takwâ bedeutet Allah ergeben zu sein, Dinge zu unterlassen, die ihm missfallen, und den Nafs vor Dingen zu schützen, die Allah nicht mag. Takwâ ist der Maßstab, der unsere Stellung bei Allah ausmacht. Denn nicht Dinge wie Beruf, Ansehen, Reichtum, Ruhm, Abstammung oder Geschlecht sind ausschlaggebend, sondern Gottesfurcht. Das sagt uns Allah in folgendem Koranvers: „Doch der vor Allah am meisten Geehrte von euch ist der Gottesfürchtigste unter euch.“[3] Wer mit dem Îmân geehrt wurde und Takwâ besitzt, der hat Ehre bei Allah. So jemand tut gute Dinge und hat ein reines Herz. Allah ist der Freund und Helfer der Gottesfürchtigen. Er hat für sie unzählige Geschenke und Schönheiten im Paradies vorbereitet.
Verehrte Muslime!
Im Koran heißt es: „O ihr Kinder Adams! Wir gaben euch Kleidung, damit ihr eure Blöße bedeckt und prachtvolle Gewänder. Aber Gottesfurcht ist die bessere Kleidung. Dies ist eines der Zeichen Allahs. Vielleicht denken sie nach und ziehen Lehren daraus.“[4] Sich mit Takwâ zu kleiden, ist das Schönste. Dies drückt sich dadurch aus, dass wir Verantwortung übernehmen gegenüber Allah, der Menschheit und der Schöpfung. Wir Muslime dürfen nicht ignorieren, was in unserer Umgebung geschieht. Wir dürfen die Augen nicht vor dem Unrecht verschließen. Ein Muslim ist jemand, der im Rahmen von Recht und Ordnung, für Frieden und Gerechtigkeit einsteht. Er nimmt sich der Sorgen der Armen und Bedürftigen an. Er versucht, ihre materiellen und geistigen Bedürfnisse zu stillen. Er trägt zur gerechten Verteilung und sozialen Gerechtigkeit bei. Indes stören übermäßige Produktion und grenzenloser Konsum das Gleichgewicht der Erde. Die Welt wurde dem Menschen anvertraut, deshalb muss er sich anstrengen, zum Gleichgewicht beizutragen.
Liebe Geschwister!
Unser geliebter Prophet (s) ist das beste Vorbild für die Menschheit. Er sprach folgenden Duâ: „O Allah, gib meiner Nafs Takwâ und reinige sie. Denn du bist der, der sie am besten reinigt. Du bist ihr Freund und Beschützer.“[5] Lasst uns besonders in dieser Zeit, in der wir uns dem Monat Ramadan annähern, die Absicht fassen, Takwâ zu erlangen. Takwâ ist der Gipfel der Gottergebenheit. Lasst uns im Bewusstsein unserer Verantwortung handeln, gegenüber Allah, den Menschen und der gesamten Schöpfung. Beenden wir unsere Hutba mit einem Duâ unseres Propheten (s): „O Allah, ich bitte dich um Rechtleitung, Takwâ, Reinheit und Herzensreichtum.“[6] Âmîn.
[1] Sure Zâriyât, 51:56
[2] Sure Âl-i İmrân, 3:102
[3] Sure Hudschurât, 49, 13
[4] Sure Âraf, 7:26
[5] Muslim, Zikr, 73
[6] Muslim, Zikr, 73