Gemeinschaft

IGMG-Bangladesch-Hilfe 2008

20. April 2008

Die schrecklichen Bilder mit unzähligen Toten und verletzten sind immer noch nicht vergessen. Unmittelbar nach der Katastrophe hatten wir in einer Sofortaktion mehrere tausend Lebensmittelpakete sowie Decken und Kleider verteilt. Besonders hart Betroffene wurden sogar finanziell unterstützt. Heute hat sich die Situation etwas normalisiert, sofern man das Wort Normal für Bangladesch benutzen kann. Dieses Land hat viele Probleme, wobei die Armut alles überschattet. Insbesondere leiden Frauen und Kinder unter dieser erdrückenden und unerträglichen Not.

Die zweite Hälfte der Spenden wurde in langfristige Projekte umgesetzt. Die IGMG-Zentrale hat dem Bau von 4 großen Gebäudekomplexen zugestimmt. In den Gebäuden sollen mehrere 100 Waisen ein neues zu Hause erhalten und in einem weiteren Teil werden ein Krankenhaus sowie ein Masjid eingerichtet. Um das geplante Projekt umzusetzen, reisten wir Anfang April 2008 nochmal nach Bangladesch. Wir haben uns in mehreren Städten mögliche Standorte für die Objekte angesehen. Unter Beachtung aller wichtigen Aspekte haben wir uns für die Städte Shatkira, Khulna, Bagerhat und Dhaka als Bauorte entschieden.

Shatkira befindet sich im äußersten Süd-Westen von Bangladesch, wo die Armut groß ist. Eine fehlende Infrastruktur und chronische Überbevölkerung sind die Hauptgründe für die Not der Menschen. Das IGMG-Gebäude soll hier auch eine Art Ausbildungszentrum für junge Mädchen sein. Es wird ein extra Trakt mit Räumen für die Ausbildung im Umgang mit Textilien errichtet. Die geplante Kapazität von 35 Betreuungsplätzen für Waisen wurde nach der Feinplanung auf 50 erhöht. In einem weiteren Trakt wird eine Notstation für die medizinische Versorgung der umliegenden Bevölkerung eingerichtet.

Khulna ist die drittgrößte Stadt Bangladeschs. Die Infrastruktur ist in dieser Stadt besser als im restlichen Land. Dennoch leiden auch hier viele Menschen unter Armut. Das Gelände, auf dem wir unser Gebäude errichten wollen, wurde von einem wohlhabenden einheimischen gespendet. Es befindet sich schon eine Notunterkunft für ca. 30 Waisen dort. Unser Ziel ist es, mitten im Zentrum von Khulna eine repräsentative Einrichtung für viele Menschen zur Verfügung zu stellen.

Bagerhat, auch die Moscheenstadt genannt, ist eines der ältesten und traditionsreichen Städte von Bangladesch. Khan Jahan Ali, ein osmanischer Feldmann, kam 1510 nach Bagerhat. Damals schon erkannte Khan Jahan Ali, was die Menschen bitter nötig hatten. Er hat in und um Bagerhat zahlreiche Wasserdepots errichten lassen, damit die Menschen mit sauberem und frischem Trinkwasser versorgt sind. Viele der Anlagen sind heute immer noch in Gebrauch. Die Khan Jahan Ali Moschee mit den 77 Kuppeln ist UNESCO Weltkulturerbe. Ihre Grabstädte ist eine touristische Attraktion und wird täglich von vielen Besuchern aufgesucht. Von unserem Gebäude aus sind es nur wenige Meter bis zur Khan Jahan Ali Moschee. Diese Moschee wurde vor über 500 Jahren mit der Absicht errichtet, den Islam zu verbreiten. Heute Bauen wir in der gleichen Stadt ein soziales Gebäude, welches den bedürftigen Menschen neue Hoffnung und Mut geben soll. Diese Tatsache ist sehr beeindruckend und macht mich besonders Stolz, an einem so wichtigen Projekt teilzunehmen.

Das vierte Gebäude soll in der nähe von Dhaka errichtet werden. Obwohl das Elend und die Armut in ganz Bangladesch zu spüren ist, sind die Menschen in der Hauptstadt einer noch  besonderen Härte ausgesetzt. Gegenüber unserem Hotel habe ich abends Menschen gesehen, die Ihre Decken auf offener Strasse ausgebreitet haben, um die Nacht zu verbringen. Die Kinder haben Papier und Holz zusammengesucht, damit sie sich etwas erwärmen konnten. Morgens haben die Menschen sich in den Pfützen auf der Strasse gewaschen und die Kinder haben vor Hunger geweint. Als ich morgens diese Tragödie beobachtet habe, wurde mit vor Trauer fast schwindelig. Besonders betroffen bin ich, wenn ich die kleinen Babys sehe, die sich an Ihre Mutter klammern und vor Hunger schreien. Die Ratlosigkeit und das Elend der Armut sind förmlich in den Gesichtern der Mütter zu erkennen. Die Blicke sind sehr traurig, die ganze Situation ist so aussichtslos. Es ist niemand da, der ihnen hilft, keine helfende Hand, kein Schutz, keine Geborgenheit. Es sind Momente, in denen ich die Gesamte Menschlichkeit in Frage stelle. Was nutzt alles Geld und Wohlstand, wenn es Frauen und Babys gibt, die so ein Elend ertragen müssen. Mein Begleiter berichtet von Babys, die nach der Geburt an Ort uns Stelle von Ihren Müttern zurückgelassen werden und anschließend von herumstreunenden Hunden zerfleischt  werden. Obwohl unsere Hilfe auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein wird, haben wir uns entschlossen, das vierte Gebäude hier in Dhaka zu errichten. Alle Gebäude sollen am 14.12.2008 fertig gestellt werden. Wir hoffen, dass wir mit dem diesjährigen Opferfest die Gebäude in Betrieb nehmen können.

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