Pressemitteilung
Ein Jahr Hanau – Vertrauen in Rechtsstaat wird auf eine harte Probe gestellt
18. Februar 2021„Ein Jahr nach den schrecklichen Morden in Hanau sind immer noch viele Fragen unbeantwortet. Das schmerzt und stellt das Vertrauen in den Rechtsstaat auf eine harte Probe – insbesondere in Hessen“, erklärt Bekir Altaş, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), anlässlich des ersten Jahrestages des rassistisch motivierten Anschlags in Hanau, bei der neun Menschen ermordet wurden. Bekir Altaş weiter:
„Der Schmerz und der Schock von Hanau sind nicht überwunden. Zu groß ist die Lücke der Menschen, die aus niedrigsten Beweggründen heraus mitten aus ihrem jungen Leben gerissen wurden. Wir trauern mit ihren Familien, Angehörigen und Freunden. Wir trauern mit Hanau. Unsere Gedanken und Gebete sind bei allen, die Opfer dieser Untat wurden und mittrauern. Möge Gott ihnen Kraft und Geduld geben.
Hanaus ist auch deshalb so schmerzlich, weil wir bis heute auf Antworten warten: Wie konnte das geschehen? Warum durfte der Täter Waffen besitzen? Warum war die Polizei an diesem Abend für die Opfer nicht erreichbar? War der Notausgang der Shisha-Bar tatsächlich auf Anweisung der Polizei versperrt? In welchen Netzwerken war der Täter unterwegs? Sind die Familien heute sicher? Welche Maßnahmen haben die Sicherheitsbehörden ergriffen? Und warum wurden die Hinterbliebenen der Opfer im Stich gelassen?
Ein Jahr nach Hanau wurden bisher keine Verantwortlichen festgemacht, Politik wie Sicherheitsbehörden waschen ihre Hände in Unschuld, weisen die Verantwortung von sich und räumen Fehler nur dann ein, wenn sie von Journalisten aufgedeckt werden. Das ist ein Armutszeugnis. So wird der Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus nicht gewonnen.
Gerade in Hessen gibt es viele unbeantwortete Fragen, sei es beim Mord an Walter Lübcke oder zum NSU-Komplex. Hanau reiht sich da nahtlos ein und stellt den Glauben und das Vertrauen in den Rechtsstaat auf eine harte Probe. Wir fordern restlose Aufklärung und wirksame Maßnahmen für die Zukunft.“