Freitagspredigt
Hutba: Verschwendung ist eine Krankheit
19. November 2020Verehrte Muslime!
Unser Prophet ﷺ sagte: „Bei Allah, ich habe keine Angst davor, dass ihr Armut erleidet. Wovor ich mich fürchte, ist, dass ihr, wie die Gemeinschaften vor euch, Reichtum und Wohlstand erlangt, miteinander konkurriert und deshalb zugrunde geht.“[1] Unsere Religion verlangt von uns, dass wir unseren Lebensunterhalt auf erlaubtem Weg bestreiten, Halal-Produkte konsumieren und Besitz erwerben. Aber auch hier muss ein Maß eingehalten werden, um nicht verschwenderisch zu sein. Schließlich heißt es in einem Koranvers: „Esst und trinkt, aber schweift nicht aus. Siehe, Allah liebt die Ausschweifenden nicht.“[2]
Liebe Geschwister!
Verschwendung, arabisch Isrâf, ist eines der größten Probleme unserer Zeit. Der Wunsch, ständig neue Dinge oder die neuesten Modelle zu kaufen, obwohl kein Bedarf besteht, sind eindeutige Symptome dieses Problems. Oft kann das zu Angeberei und Heuchelei führen, weshalb unser Prophet ﷺ uns warnte: „Esst, trinkt, spendet und kleidet euch, aber seid dabei nicht angeberisch und verschwenderisch.“[3] Dass wir im sogenannten digitalen Zeitalter leben, erleichtert uns vieles, wobei diese Erleichterungen nicht immer vorteilhaft für uns. Allerlei Medien üben großen Einfluss auf unser Denken aus, große Konzerne investieren sehr viel Geld, damit Verbraucher sich einem ständigen Kaufrausch hingeben.
Verehrte Muslime!
Vor diesem Hintergrund sind wir Muslim wie immer dazu angehalten, aufmerksam und vorauschauend zu handeln. Im Koran werden die Gläubigen beschrieben als „die da glauben an das Verborgene und das Gebet verrichten und von unseren Gaben spenden.“[4] Es ist unvorstellbar, dass ein Muslim mit solchen Eigenschaften willkürlich und unüberlegt, also verschwenderisch, Geld ausgibt. Denn wir Muslime werden am Jüngsten Tag über alle Gaben und darüber, wofür wir unser Geld und Vermögen im Diesseits ausgegeben haben, Rechenschaft ablegen. Unser Prophet ﷺ sagte: „Kein Diener kann am Jüngsten Tag einen Schritt vorankommen, ehe er nach folgenden vier Dingen befragt wurde: wofür er seine Zeit verbraucht hat; wie er seine Jugend verbracht hat; womit er sein Geld verdient und wo er es ausgegeben hat und ob er sein Wissen in Taten umgesetzt hat.“[5]
Liebe Geschwister!
Unsere Religion verbietet Verschwendung und lädt stattdessen dazu ein, sparsam zu sein. Eines Tages kam unser Prophet zu Sâd (r) und sah, dass dieser mehr Wasser für die Gebetswaschung verwendete als nötig gewesen wäre. Er fragte: „Was soll diese Verschwendung?“ Sâd (r): „Kann man denn auch bei der Gebetswaschung verschwenderisch sein?“ Unser Prophet antwortete: „Ja, auch wenn du dich am Ufer eines Flusses befindest, verschwende nicht.“
Möge Allah uns vor jeglicher Verschwendung schützen. Möge er uns erleichtern, im Geiste des Koranverses zu handeln, den wir zu Beginn der Hutba rezitiert haben. Dort heißt es: „Gib dem Verwandten, was ihm gebührt, und dem Armen und dem Reisenden; doch verschleudere nicht wie ein Verschwender. Siehe, die Verschwender sind des Teufels Brüder, und Satan war seinem Herrn undankbar.“[6]
[1] Buhârî, Rikâk, 7; Muslim, Zuhd, 6
[2] Sure Arâf, 7:31
[3] Ibn Mâdscha, Libâs, 23, Hadith Nr. 3605; Nasâî, Zakat, 66, Hadith Nr. 2559
[4] Sure Bakara, 2:3
[5] Masnad Bazzâr – vgl. Haysamî, Madschma az-Zawâid, 10/346, Hadith Nr.: 18373
[6] Sure Isrâ, 17:26-27