Freitagspredigt
Hutba: Spirituelle Reinigung im Ramadan
22. Juni 2017Verehrte Muslime!
Der Monat der Barmherzigkeit, des Segens und der Vergebung ist bald leider schon vorbei. Möge Allah unser Fasten, unsere Gebete und alle unsere guten aufrichtigen Taten annehmen!
Liebe Geschwister!
Das Fasten ist der bewusste Verzicht auf grundlegende Bedürfnisse, mit dem Ziel, seinen Nafs zu erziehen. In einem Koranvers heißt es: „O ihr, die ihr glaubt! Euch ist das Fasten vorgeschrieben, wie es den Menschen vor euch vorgeschrieben war; vielleicht werdet ihr gottesfürchtig“[1] Das Fasten schützt den Menschen also und stärkt seinen Takwâ.
Das lehrt auch unser Prophet, der folgendes gesagt hat: „Fasten ist (für den Menschen) ein Schutz, so soll er (während des Fastens) weder Schändlichkeit noch Torheit begehen; und wenn jemand ihn zum Zweikampf auffordert oder beschimpft, soll er ihm zweimal sagen: „Ich faste“. Ich schwöre bei dem, in dessen Hand mein Leben ist, dass der Geruch aus dem Mund eines Fastenden bei Allah besser ist als Moschus. Allah sagte: „Er (der Fastende) stellt meinetwegen sein Essen und Trinken sowie seine Begierde ein. Das Fasten ist mir gewidmet, und ich belohne entsprechend, und jede gute Tat wird gleichermaßen zehnfach belohnt.“[2]
Verehrte Muslime!
Um durch das Fasten Takwâ zu erlangen, müssen wir unseren Nafs, unsere Begierde und unseren Zorn beherrschen. Nur so können wir Sünden vermeiden.
Lasst uns deshalb sorgfältig nachdenken und uns fragen: „Wie sehr hat mich wohl dieses Fasten gereinigt?“ Jeder sollte diese Frage für sich persönlich beantworten. Wir haben gefastet, aber haben wir es auch geschafft, unseren Nafs zu bändigen? Hat unser Herz Ruhe gefunden und ist unsere Beziehung zu Allah stärker geworden? Ist unser Leben nun auf dem Weg, den Allah für uns wünscht? Diese Fragen sind wichtig für uns. Denn Allah braucht unser Fasten nicht, sondern wir. Die Bedürftigen sind wir selbst.
Liebe Geschwister!
Den Schutz zu erlangen, von dem im Koran und in den Hadithen gesprochen wird, liegt in unserer Hand. Allah lehrt uns, dass der Weg dazu über das Fasten, die Gebete und die Disziplinierung des Nafs führt.
Mit dem Ende des Ramadans ist unsere Arbeit aber noch nicht zu Ende. Wenn wir einen Monat lang um Allahs Willen auf Essen und andere erlaubte Dinge verzichten können, können wir uns auch im Rest des Jahres den Forderungen unseres Nafs widersetzen. Wenn wir aber den Ramadan nur als Rituale verstehen, dann verspielen wir den Schutz, den uns das Fasten gibt. Dann war der Ramadan nur ein Monat des Hungers und des Durstes, und uns wird weder die Barmherzigkeit oder der Segen noch die Vergebung des Ramadans zuteil werden.
Möge Allah unser Fasten annehmen! Möge unser Feiertag gesegnet sein!
[1] Sure Bakara, 2:183
[2] Buhârî, Sawm, 4; Hadith Nr. 1894