Pressemitteilung
IGMG sieht großangelegte Anti-Islam Kampagne in Deutschland
24. April 1997Der Vorstand der IGMG erklärte heute, daß er die jüngsten Berichte im Magazin „Der Spiegel‘ und ,,Focus‘ als einen Teil einer großangelegten Anti-Islam Kampagne betrachtet.Der ,,Spiegel‘ hatte in seiner Ausgabe von letzter Woche die IGMG, den bedeutendsten islamischen Gemeindeverband, als ‚Fünfte Kolonne des Islam in Deutschland‘ bezeichnet. Der Vorstand sieht hierin eine Diffamierung und das Schüren von Verschwörungstheorien, wie sie in ähnlicher Form im Zusammenhang mit den Juden unter dem Nazi-Regime vorgekommen seien. Das zeitgleiche Erscheinen in mehreren großen Magazinen und bestimmte Textinhalte legten nahe, daß diese Kampagne vom Bundesamt für Verfassungsschutz, welches seinen Bericht zeitgleich vorstellte und in welchem die IGMG als islamisch-extremistisch dargestellt wurde, initiiert seien.
Zu der Anti-Islam Kampagne gehören auch, so der Generalsekretär der IGMG Erbakan, jüngste Äußerungen von Verfassungsschutzpräsident Frisch, der den Islam in Deutschland als das größte Sicherheitsrisiko bezeichnet habe. Mit solchen gezielt gesetzten Äußerungen und der Diffamierung bedeutender islamischer Einrichtungen wie der IGMG werde versucht die auf Vorurteilen und Unwissenheit beruhenden diffusen Ängste zu schüren und den Islam sowie die Muslime als Ganzes zu diskreditieren, ja sogar als Gefahr und Verräter darzustellen.
Das Argument, das die Muslime in Deutschland im Falle eines Konfliktes mit einem islamischen Land ein potentielles Sicherheitsrisiko darstellten, wies Erbakan weit von sich; dagegen spräche zum einen die Erfahrung der letzten 35 Jahre, in denen Deutschland mehrfach in Konflikte mit islamischen Ländern involviert war und bei keinem dieser Vorkommen es sicherheitsgefährdende Erscheinungen von Seiten der Muslime gegeben habe. Vor dem Hintergrund des Mykonos-Urteils – einem aktuellen besonders brisanten Fall eines Konfliktes mit einem islamischen Land – fragte Erbakan: ,,Wo sind denn die Heerscharen der Muslime, die jetzt durch Deutschlands Straßen rennen und Straftaten begehen ?‘
Die Äußerung von Verfassungsschutzpräsident Frisch, daß er muslimische Schülerinnen auffordere ohne Kopftuch in die Schulen zu gehen, zeige ebenfalls, daß es keineswegs um einzelne Organisationen geht, sondern um den Islam als Ganzes. Diese Äußerung ist vor allem deshalb empörend, weil die freie Religionsausübung ein Teil der freiheitlich- demokratischen Grundordnung ist, die mit solchen Äußerungen demontiert werde – gerade von jemandem, der zu ihrem Schutz abgestellt ist.
Generalsekretär Erbakan betonte, daß dieser Umgang mit seinem Verband und dem Islam als Ganzem unfair und respektlos sei, denn schließlich hätten sich die Muslime in Deutschland stets als gesetzestreue Bürger erwiesen, von denen angesichts schrecklicher und schrecklich häufiger Fälle von Diskriminierung nie irgendeine sicherheitsgefährdende Bestrebung ausgegangen sei. Speziell sein Verband habe sowohl durch Jugendarbeit, bei der Tausende von Jugendlichen eine Identität gegeben worden sei, welche sie von Straftaten abhalten, und durch konkrete Maßnahmen in den dutzenden von Fällen der Gewaltanschläge auf Muslime (so z.B. in Solingen und Mölln) aktiv zur inneren Sicherheit beigetragen.
Erbakan rief die deutschen Medien und Politiker auf, sich nicht durch solche Kräfte beeinflussen zu lassen, die mit inhaltsleeren Etikettierungen wie ,,islamistisch‘ oder ,,fundamentalistisch‘ krampfhaft versuchten ein Bedrohungsszenario zu schüren und ein Feindbild Islam aufzubauen. Er wies ferner daraufhin, daß auf diesem Wege auch versucht werde einen Sündenbock für eine über Jahrzehnte verfehlte Integrationspolitik zu schaffen.
Erbakan wies ferner daraufhin, daß in zwei Jahrzehnten jeder dritte Mensch auf der Erde ein Muslim sein werde. Daß die jetzt in Deutschland geführte Standortdiskussion verkenne, dass nicht die Lohnnebenkosten auf Dauer das Problem seien, sondern der wachsende Rassismus und die Islam-Feindlichkeit. Es sei dringend notwendig den Dialog zu versachlichen und zu intensivieren, um denjenigen Kräften, die einen Konflikt wollen, entgegen zu wirken. Erbakan betonte ferner, daß sein Verband mit über 160.000 Aktiven und ca. 500 Gemeinden als Partner einer sinnvollen Integrationspolitik weiterhin zur Verfügung stünde, aber als Religionsgemeinschaft ein Mindestmaß an Respekt verlange.