Freitagspredigt

Aufrichtigkeit und die Distanzierung vom Ungerechten – Hutba

04. Juni 2004

Verehrte Brüder und Schwestern,

Aufrichtigkeit kann zweifellos als eines der Eigenschaften angesehen werden, das den Maßstab für den Iman des einzelnen Muslims bestimmt. Aufrichtig und Standhaft kann nur der sein, der in seinem Glauben nicht durch Zweifel geprägt ist. Deswegen hält uns unser Herr immerwieder im Koran zur Aufrichtigkeit an[] und zeigt uns auf, was seine aufrichtigen Geschöpfe zu erwarten haben: „Diejenigen, welche sagen: »Unser Herr ist Allah« und dann sich standhaft wohl verhalten, zu ihnen kommen die Engel hernieder: »Fürchtet euch nicht und seid nicht traurig, sondern vernehmt die frohe Botschaft vom Paradies, das euch versprochen ist!„[] „Diejenigen, die sagen: »Unser Herr ist Allah« und danach (im Glauben) fest bleiben, haben nichts zu fürchten und brauchen nicht traurig zu sein. Sie nämlich werden die Bewohner des Paradieses für immerdar sein, als Lohn für ihr Verhalten.„[] In einem weiteren Vers (Hud 11, 112) der zur Aufrichtigkeit aufruft, sagt der Herr: „Sei daher aufrecht, wie es dir und denen aufgetragen wurde, die sich mit dir bekehrten, und überschreitet nicht das Maß. Fürwahr, Er sieht, was ihr tut.“ Eine heftige Aufforderung an den Propheten und an die Muslime, die ihm folgen.

Die Prophetengefährten haben überliefert, dass dieser Vers für den Prpheten (saw) der wohl heftigste Vers im Koran war. Aus diesem Grund sagte er auch: „Mich ließ die Sure Hud altern.

Liebe Gemeinde,

Direkt im Anschluss an die Aufforderung zur Aufrichtigkeit, spricht unser Herr eine Warnung aus. Diese Warnung festigt das Gebot der Aufrichtigkeit noch stärker und warnt gleichzeitig vor einem Schlingern und Wanken in der Religion: „Und neigt euch nicht denen zu, die Unrecht begehen, sonst erfasst euch das Feuer. Und außer Allah habt ihr keinen Beschützer und findet ihr keinen Helfer.„[]

In diesem Vers warnt Allah teala nicht nur davor kein Unrecht zu begehen, sondern auch davor im Herzen zu diesen Unrecht begehenden zu neigen. Damit ist nicht nur verboten, dass eine Muslim den Weg der Ungerechtigkeit einschlägt, nein, der Muslim soll auch dem Ungerechten nicht helfen, auch wenn diese Hilfe nur in einer Zuneigung besteht. Der Muslim hat sowohl aufrichtig zu sein, gleichzeitig darf er Unterdrückern gegenüber keine Zuneigung haben.

Aus diesem Grund kann es nicht der Weg des Muslims sein, zu sagen „Ich bin aufrichtig und gehe den richtigen Weg“, wenn er oder sie gleichzeitig vor Ungerechtigkeiten und Unterdrückungen die Augen verschließt, an der Seite von Unterdrückern Platz nimmt oder diesen innerlich zuneigt.

Der Vers zeigt auch auf, was die Folge sein wird, wenn wir dennoch Platz auf der Seite der Unterdrücker nehmen. Wenn wir den Unrecht begehenden Zuneigung entgegen bringen, dann erfasst uns das Feuer und wir werden von unserem einzigen Beschützer Allah keine Hilfe erhalten. Das hier genannte Feuer muss dabei nicht nur das Feuer im Jenseits sein. Es steht auch für das Feuer der Qualen und Erniedrigungen, die uns durch die Hand der Ungerechten auf dieser Welt treffen können und dem Feuer im Jenseits kaum nachstehen werden. Wir werden ja gerade heute Zeuge dieser Folge auf der gesamten Welt. Menschen die sich vom Islam, von der Aufrichtigkeit und der Standhaftigkeit entfernt und sich an der Seite von Despoten oder hinter ihnen postiert haben, müssen derzeit sehr große Prüfungen durchlaufen. Allah ändert für wahr seine Sunna, seine Regeln nicht, wir sollen uns in diese Richtung ändern.

Aus diesem Grund, verehrte Brüder und Schwestern,

lassen wir uns unseren Glauben, unsere Bekanntschaft mit dem Koran und unsere Beziehung zu Allah teala noch einmal überprüfen. Wem folgen wir, welchen Weg beschreiten wir und wo führt uns dieser hin? Diese Fragen müssen wir uns stellen. Lasst uns nicht am Unrecht teilhaben und lasst uns den Unrecht begehenden nicht zuneigen. Wir dürfen uns nicht blenden lassen. Lasst uns die Gerechtigkeit und das Recht hoch halten, und mit denen zusammen sein, die diese auch hoch halten. Und lasst uns nicht vergessen, dass „Unterdrücker und ihre Helfer im Feuer sind[]„.

IGMG SEELSORGE-ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

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Hud 11, 12.

Fussilat 41, 30.

Al-Ahqaf 46, 13-14.

Hud 11, 113.

El-Camius-Sagir, S. 331, H.No: 5356

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