Freitagspredigt
Hutba – Allah ist großzügig, er mag die Großzügigen
26. November 2010Verehrte Muslime,
großzügig ist, wer von seinem Vermögen spendet, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Großzügigkeit gehört zu den bedeutendsten Tugenden im Islam. Das Gegenteil dieser vorbildlichen Eigenschaft ist Geiz. Unser Prophet, Muhammad (saw), sagte: „Eine großzügige Person ist Allah, den Menschen sowie dem Paradies nahe und der Hölle fern. Eine habgierige Handlung ist weit weg von Allah, den Menschen sowie dem Paradies, sie ist der Hölle nahe. Allah ist der unwissende Großzügige lieber als der seinen Gottesdiensten zugewandte Geizige.“ (Kutub as-Sitta, Hadith Nr. 2174) Die Nähe zu Gott ist selbstverständlich nicht räumlich. Sie bedeutet, dass der großzügige Mensch der Barmherzigkeit Gottes nahe ist. Er gehört zu denen, die im Jenseits (Âchira) in seine Gegenwart gelangen werden. Von seinem Vermögen im Sinne Gottes zu spenden, bringt den Gläubigen dem Paradies näher.
Verehrte Geschwister,
Großzügigkeit hat mit dem Glauben (İmân) zu tun. Sie ist die Eigenschaft, eine Gabe (Nima) Gottes als solche zu erkennen, Dankbarkeit (Schukr) zu zeigen und sie gemäß seinem Willen einzusetzen. Ein Menschen, der meint, alles, was er hat, gehöre ausschließlich ihm, wird nur schwerlich großzügig sein können. Doch wer sich bewusst ist, das alles eigentlich Allah gehört, wird sich nicht schwer tun, freigiebig zu sein. Imam Gazâlî, ein großer Gelehrter, erklärt dies folgendermaßen: „Geiz ist das Ergebnis der Verbundenheit zum Diesseits; Großzügigkeit dahingegen ist die Frucht der Abwendung vom Diesseits. Das Lob der Frucht gilt ohne Zweifel auch dem Baum, der die Frucht hervorgebracht hat. Großzügigkeit ist das Ergebnis des wahren Monotheismus (Tawhîd) und des tiefen Nachsinnens (Tawakkul). Sie entspringt dem aufrichtigen Glauben an die Verheißung Allahs und das Versprechen bezüglich seiner Gaben. [„¦] Geiz jedoch hat seinen Ursprung im Polytheismus (Schirk). Dies, weil man sich an Ursachen festklammert und hinsichtlich der Verheißung Allahs zweifelt.“
Verehrte Muslime,
wenn wir über die Tiefe dieser Worte nachdenken und von den Gaben Gottes geben, als würden wir direkt dafür entlohnt werden, dann sind wir gegen die Furcht vor Armut und Verlust gewappnet und werden zu den großzügigen Menschen gezählt werden. Wir wissen, das wir für alles, was wir im Diesseits gemäß dieses beschriebenen Bewusstsein ausgeben, im Jenseits entlohnt werden. Folgende Verse des Korans weisen uns darauf hin: „Wer mit Gutem kommt, soll Besseres dafür erhalten [„¦]“ (Sure Kasâs, [28:84]), „[„¦] Siehe, mein Herr versorgt von seinen Dienern, wen er will, im Überfluss oder in Maßen, und was ihr spendet, wird er euch ersetzen [„¦]“ (Sure Saba, [34:39]), „Nicht dir obliegt ihre Leitung, sondern Allah leitet, wen er will. Und was ihr an Gutem spendet, das ist für euch selbst. Und spendet nicht, es sei denn aus Verlangen nach Allahs Angesicht. Und was ihr an Gutem spendet, soll euch erstattet werden. Und euch soll kein Unrecht geschehen.„ (Sure Bakara, [2:272]), „[„¦] Und was ihr an Gutem spendet, Allah weiß es.„ (Sure Bakara, [2:273])
Der Gesandte Gottes sagte: „Nur zwei Personen dürfen beneidet werden: Die Person, die es schafft, Allahs Gaben auf dem rechten Weg auszugeben; die Person, die mit ihrem von Allah erhaltenen Wissen und ihrer Weisheit richtet und sie anderen weitergibt.“ (Buhârî, Muslim) Möge uns Gott zu seinen großzügigen Geschöpfen zählen und uns vor Geiz und Habgier bewahren. Möge er uns zu denen zählen, die sich folgenden Vers zum Maßstab nehmen: „Und lass deine (Geber-)Hand nicht an deinen Hals gefesselt sein, aber öffne sie auch nicht so weit, dass du tadelnswürdig und verarmt dasitzt.„ (Sure Isrâ, [17:29])
IGMG-Irschadabteilung