Gemeinschaft
10. KFÖ-Treffen: Kommunikation in der Öffentlichkeitsarbeit
18. Januar 2012Zum letzten Mal begrüßte das KFÖ-Team die Teilnehmer beim Kurs für Öffentlichkeitsarbeit. Prof. Dr. İhsan Fazlıoğlu sprach zur Eröffnung einige Worte, mit denen er an die jungen Kursteilnehmer appellierte, sich politisch, philosophisch, künstlerisch zu betätigen, um positive Beiträge zu leisten. Er unterstrich die Bedeutung der islamischen Lebensweise, die vor allen Dingen den Charakter zum Guten zu formen habe. „Es geht nicht ums Gewinnen, es geht nur darum, dass man seine Aufgaben gewissenhaft erledigt. Die Arbeit ist uns auferlegt, den Erfolg gibt Allah, wem er will“, sagte Fazlıoğlu. Auch der Leiter der Studierendenabteilung der IGMG-Jugend, Celal Tüter, begrüßte die Kursteilnehmer und unterstrich mehrmals die Wichtigkeit der Aneignung von Wissen.
Dann begannen die Seminare mit dem Vortrag von Melek Vural, Verantwortliche für die Bildungsarbeit der Frauen-Jugendorganisation. Sie referierte über „Softskills in der Öffentlichkeitsarbeit“. Im ersten Teil ging es um Grundlagen der Kommunikation, wobei sie das Kommunikationsmodell von Schulz von Thun vorstellte. „Alles Gesagte oder jede Handlung hat vier Ebenen. Eine Selbstoffenbarung, ein Sachinhalt, ein Appell und die Beziehung zwischen dem Sender der Nachricht und dem Empfänger“, erklärte Vural und übertrug das Vier-Ebenen-Modell auch auf das Hören sowie Sprechen und appellierte an die Teilnehmer, effektives, gezieltes und unmissverständliches Sprechen und Hören zu trainieren.
Anschließend ging es um die Persönlichkeitstheorie von Rieman/Tumann. Hier stellte die Referentin unterschiedliche Persönlichkeitstypen vor, um den Teilnehmer ein besseres Verständnis für unterschiedliche Verhaltensweisen in Gruppen zu geben. „Nähe-Distanz“ bzw. „Dauer-Wechsel“-Menschen wurden sowie ihr Umgang mit unterschiedlichen Arbeitsfeldern und diversen Arbeitssituationen wurden beschrieben. Außerdem erläuterte Melek Vural die verschiedenartigen Konfliktauslöser und das Verhalten im Konflikt der jeweiligen Persönlichkeitstypen.
Der dritte Themenblock Vurals drehte sich um Rhetorik. Zunächst stellte sie dar, welche Form des Vortrags bei den Zuhörern am besten hängenbleibe, verdeutlichte „Do’s and Don’ts“, Zeitplanung und Zielpersonen. Dann ging sie über zur Vorbereitung und die Körpersprache während eines Vortrages. Zuletzt ging es um den effektiven Umgang mit Menschen, der zum Teil interaktiv durchgeführt wurde.
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Nach einer Pause folgte der Vortrag von Ibrahim El-Zayat. „Positive Wahrnehmung von Projekten und Kooperationen der muslimischen Gemeinschaft“ lautete das Vortragsthema. Zunächst leitete der Referent in die Problemstellung ein, indem er zwischen den Ebenen der Administration, Politik, Medien und der Gesellschaft unterschied. „Es gibt ein massives Informationsdefizit über den Islam und die Muslime in Deutschland und zum Teil erhebliche islamophobe Strukturen“, bemerkte er und führte das teilweise auf die mangelnde Kommunikation zwischen der muslimischen Minderheit und der Mehrheitsgesellschaft zurück. Dies liege unter anderem an der deutschen Geschichte. Es sei etwa auf den Augsburger Religionsfrieden zurückzuführen, dass es in Deutschland an multireligiöser Kompetenz mangele. „Das Volk hatte dem Fürsten in seiner Religionsausübung zu folgen. Das Verständnis von „šMultireligiösität‘ war also die Trennung des Landes in unterschiedlich religiöse Abschnitte. Daher ist das Problem „šIslam‘ nachvollziehbar, weil neue Lösungen erfolgen müssen“, erläuterte El-Zayat. Aber auch wirtschaftliche Schwierigkeiten seien ein Faktor dafür. Ebenso übte El-Zayat Selbstkritik. Er analysierte die Stärken und Schwächen der muslimischen Minderheitsgesellschaft, die Chancen und Gefahren und lieferte Problemlösungen, so etwa „adäquates Investment in eine Professionalisierung der Öffentlichkeitsarbeit ohne Vernachlässigung der eigentlichen Aufgaben der Gemeinschaft, gemeinsames Verständnis der Notwendigkeit einer angemessenen Öffnung in Bezug auf die Mehrheitsgesellschaft und Sensibilisierung für eine Integration ohne Verlust der religiösen Identität.“
Vor diesem Hintergrund verdeutlichte Ibrahim El-Zayat anhand einzelner Projekte, wie eine erfolgreiche Kommunikation zwischen Moschee und Öffentlichkeit gelingen könne. Dabei ging er auf Projekte im Ramadan, dem Opferfest, der Hadsch (Pilgerfahrt), dem Tag der offenen Moschee ein, durch die man dem Informationsdefizit über den Islam entgegentreten könne. Abrundend macht er auf die Wichtigkeit der öffentlichkeitswirksamen Teilhabe an gesellschaftlichen Fragen und des Einstehens für eine bessere Gesellschaft aufmerksam: „Veränderung ist nichts, was wir träumen müssen, sondern etwas was wir selbst bewirken.“
Nach den Vorträgen verabschiedete der IGMG-Vorsitzender Kemal Ergün die Teilnehmer des Kurses für Öffentlichkeitsarbeit. Er erinnerte an den Umgang des Propheten Muhammad (saw) mit seinen Mitmenschen und legte den KFÖ-Absolventen nahe, sich anderen Religionsgemeinschaften gegenüber so respektvoll zu verhalten, wie der Gesandte Allahs. Ergün rief die Kursteilnehmer ebenso dazu auf, das Erlernte weiterzugeben und erinnerte an einen Hadith: „Wissen ist ein anvertrautes Gut, das weitergegeben werden muss.“
Am Samstagabend fand schließlich die Abschlussveranstaltung des Kurses statt, bei der die Kursteilnehmer ihre Teilnahmebescheinigungen bzw. Zertifikate erhielten. Der darauffolgende Tag wurde genutzt, um den Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, verschiedene Crash-Kurse zu den Workshops zu besuchen. So hatten alle Teilnehmer die Gelegenheit, einen Einblick in die anderen Workshops zu bekommen.
Somit wurde der erste Kurs für Öffentlichkeitsarbeit der IGMG abgeschlossen. Er soll als Grundstein für weiterführende und speziellere Projekte dienen. Die Kursteilnehmer wurden entlassen, um das Erlernte weiterzugeben und auf verschiedenen Ebenen der Gemeinschaft umzusetzen. (sk)